Forschungsprojekt Tangrintel


 
Forschungsprojekt "Tangrintel" Archäologisch-historische Untersuchungen zur Eisengewinnung im südlichen Fränkischen Jura Träger: Dolina - Stiftung Landeskunde im Jura, i.G

 
Projektbeschreibung
 
Das häufige Auftreten von Eisenschlacken in unmittelbarer Nähe von "Dolinen" führte zu der Vermutung, daß es sich bei den Dolinen der südlichen Frankenalb nicht zwangsläufig um Geländesenkungen, die geologisch durch das Einstürzen unterirdischer Karsthöhlen erklärt werden, handelt, sondern um historische Abbaustellen von Eisenerz. Dieser bedeutende Rohstoff wurde mittels einfach konstruierter Rennöfen verhüttet. Ähnliche Zusammenhänge sind andernorts (z.B. Painten, Kelheim, Hütting, Schwäbische Alb) bereits nachgewiesen.

Die Methode der Eisenverhüttung mittels Rennfeueröfen ist spätestens seit Beginn der sogenannten Eisenzeit (Hallstattzeit/HaC,D; ca. 700 v.Chr.) bekannt. Dieses traditionelle Verfahren, bei welchem in einem Reduktionsprozeß (Entzug von Sauerstoff) Eisenerz in schmiedbares Eisen und das Abfallprodukt Schlacke verwandelt wird, wurde an manchen Orten bis ins 19. Jahrhundert gepflegt. Aus dem nahegelegenen Painten sind durch eine Karte von Matthäus Stang Erzabbau und Verhüttung für den Beginn des 17.Jahrhunderts belegt. Bei Poikam wurden Reste von 20 Schachtöfen aus dem 10. bis 15. Jahrhundert freigelegt. Der Eisenerzabbau könnte wesentlicher Einflußfaktor für die Entwicklung der Region und die Siedlungsstruktur von Hemau sein!

Der erste Arbeitsschritt des Projekts beinhaltet die systematische Inventarisation (Dr. M. Prell) einer bemerkenswerten Anzahl von Lesefunden, die momentan in den Dolina-Lagerräumen (Hemau, Riedenburg) deponiert ist. Die Sammlung präsentiert das Ergebnis jahrelanger Geländebegehungen, bei deren Verlauf von Prof. Dr. Kurt Brenner über 500 Fundplätze, v.a. in der Gegend zwischen Hemau und Altmühltal entdeckt und in Plankarten vermerkt wurden. Das Fundmaterial besteht primär aus Rückständen der Eisenverhüttung (Schlacken, Luppen, Ofenreste etc.) ungewisser Zeitstellung. Zusammen mit der Inventarisation der Funde erfolgt eine Registrierung und statistische Auswertung der Fundstätten.

Darüberhinaus sind für die nächsten Jahre eine Reihe weiterer archäologisch-historischer Untersuchungen geplant. So werden beispielsweise die detailgetreue Vermessung von Dolinen-Gruben durch die Fachhochschule Regensburg (Prof Geiger) im Rahmen von Diplomarbeiten fortgeführt, naturwissenschaftliche Verfahren zur Analyse der Schmelzvorgänge und Datierung der Verhüttungsplätze veranlaßt sowie Sondage-Grabungen an besonders interessanten Stellen vorgenommen.

Das Projekt "Tangrintel" hat sich zum Ziel gesetzt, weitere, bislang unbekannte Mosaiksteinchen für ein Gesamtbild der Orts-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Hemaus, des Tangrintels sowie des südlichen Frankenjuras beizubringen.
 
 
Ziele

 
Archäologische Untersuchungen:
  1. Inventarisation der Schlacken-Fundplätze
  2. Inventarisation der Dolinen-Gruben
  3. Ergänzende Geländebegehungen
  4. Geologische Analyse der Erze
  5. Metallurgische Analyse der Verhüttungsprodukte
  6. C14-Datierung ausgewählter Fundplätze anhand von Holzkohleresten
  7. Vermessung von Dolinen und Fundplätzen in Kooperation mit der FH Regensburg (Prof. Geiger)
  8. Geomagnetische Prospektion von Schlackenfundplätzen
  9. Luftbild-Prospektion von Schlackenfundplätzen und.Dolinen
  10. Archäologische Ausgrabungen von Schlackenfundplätzen (Öfen) etc.
  11. Sondage-Schnitt durch eine Dolinen-Grube

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Historische Untersuchungen:
  1. Archivalische Quellenforschung
  2. Literarische Quellenforschung
  3. Namensforschung (Flur- und Ortsnamen)
  4. Patrozinienforschung
  5. Vegetationsforschung (Wald/Kohle)
  6. Rechts-/Privilegienforschung

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